Robert Rudolph, CEO Park Innovaare

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Menschen im Park Innovaare

Interview mit Robert Rudolph, CEO

Robert Rudolph – seit April 2023 CEO des Park Innovaare

Robert Rudolph war bereits in der Vergangenheit als Leiter des Technologietransfers am Paul Scherrer Institut PSI beschäftigt und verantwortete zuletzt als Mitglied der Geschäftsleitung des Branchenverbands Swissmem die Themen Digitalisierung, Innovation, Forschung, und Start-ups. Aufgrund seiner langjährigen Erfahrung im Industrie-u. Innovations-Sektor gilt Robert Rudolph als Experte der Schweizer Innovationslandschaft. Er kennt die Bedürfnisse von Unternehmen und weiss auf welche Schnittstellen es ankommt. In einem Kurz-Interview beantwortet er Fragen rund um die Themen Innovation, Industrie & Park Innovaare.

Wie definierst du Innovation?

Im Wesentlichen geht es bei Innovation darum, mit neuartigen Ansätzen Werte für das Unternehmen oder die Kunden zu schaffen. Die Aktivitäten des Park Innovaare sind auf technologiebasierte Innovationen ausgerichtet, die in konkrete Anwendungen überführt werden. Wichtig ist dabei, nicht nur auf Produktinnovationen zu fokussieren sondern auch auf Prozesse und Dienstleistungen. Innovationen sind ein absolutes Muss für jedes Unternehmen, denn sie sichern die künftige Wettbewerbsfähigkeit.

Wo stossen Unternehmen auf Hindernisse im Innovationsprozess und wie kann Park Innovaare genau helfen?

Die Firmen stossen meist auf diese drei Hindernisse, wenn sie sich verstärkt mit Innovationen befassen:

Erstens, ein wachsendes Technologieangebot

Die Bandbreite der verfügbaren Technologien wird kontinuierlich grösser. Das bedeutet, dass eine Firma mit ihren Mitarbeitenden ein breiteres Kompetenzfeld abdecken muss, um diese Technologien nutzen oder sogar entwickeln zu können. Innovationsabteilungen können sich die dafür benötigte kritische Grösse von Mitarbeitenden und weiteren Ressourcen in der Regel nicht leisten.

Zweitens, Dynamik im globalen Wettbewerb

Eine zweite Herausforderung ist die stetig zunehmende Dynamik in technologieorientierten, internationalen Märkten. Neue globale Wettbewerber treten teilweise mit neuen Geschäftsmodellen in die bestehenden Märkte ein und setzen etablierte Anbieter nicht nur preislich sondern auch mit eigenen Innovationen unter Druck.

Drittens, anspruchsvolle Risikoeinschätzung

Unternehmen sind heute mit einer anderen Risikosituation konfrontiert als früher. Die anspruchsvolleren Technologien, die höhere Dynamik und die notwendigen Kapazitäten erfordern grössere Investitionen für Forschung und Entwicklung. Wenn sich gleichzeitig die Geschäftsmodelle in den Märkten und Lieferketten verändern, wird die Risikoeinschätzung zunehmend komplexer.

«Gemeinsam geht es besser» könnte man den Ansatz bezeichnen, den der Park Innovaare verfolgt und Unternehmen anbietet. Anstatt dass jede Firma den ganzen Innovationsprozess selbst beherrscht, werden Kompetenzen, Kapazitäten und Geschäftschancen von Partnern mit einbezogen. Der Park Innovaare pflegt ein Business-Ökosystem mit der Wirtschaft, der Akademie, Förderinstitutionen und Start-ups, welches den Unternehmen zur Identifizierung der richtigen Partner zur Verfügung steht. Neben dem Ermöglichen von konkreten gemeinschaftlichen Projekten schaffen wir ein Netzwerk, wo Teilnehmende sich gegenseitig inspirieren und so den Zugang zu überraschenden Ideen beschleunigen.

Innovation & Subvention, was zeichnet die Schweizer Industrie aus?

Gewaltige Subventionspritzen, die zahlreiche Länder ausgewählten Technologien oder Branchen verabreichen, sind aus meiner Sicht die falsche Lösung. Die wettbewerbsfähige und sehr stark exportorientierte Schweizer Wirtschaft ist breit gefächert. Sie verfügt neben den bekannten vorteilhaften Standortfaktoren über zwei wesentliche Eigenschaften. Ausgehend von einem teuren Produktionsstandort haben die Unternehmen die Fähigkeiten entwickelt global Nischen zu finden und zu besetzen. Diese Nischenplayer, auch «Hidden Champions» genannt, finden sich in vielen Anwendungsgebieten, von den Werkzeugmaschinen bis zur Halbleitertechnologie. Zudem haben international tätige Unternehmen durch zurückliegende Krisen wie der Weltfinanzkrise, dem Frankenschock bis hin zu Lieferketten-Engpässen gelernt, sich  immer wieder neu zu orientieren und haben dadurch an Widerstandskraft gewonnen. Die Kombination dieser Diversität und der Resilienz ist eine grosse und vorallem nachhaltige Stärke des Schweizer Industriestandorts.

Welche Gewichtung hat in dem Zusammenhang die Digitalisierung?

Digitaltechnologien haben quer durch alle Industriesektoren eine grosse Bedeutung. Gekoppelt mit dem zunehmenden Fachkräftemangel in der Schweiz ist es dringend erforderlich, dass die Digitalisierung in der Ausbildung auf allen Stufen und vor allem der anwendungsorientierten F&E ein noch grösseres Gewicht bekommt. Es geht dabei nicht nur um die Technologien selbst, sondern auch um die damit einhergehenden Veränderungsprozesse in den Unternehmen.

Welches Engagement sollte zukunftig im Hinblick auf Innovationen verfolgt werden?

In einem Innovationsökosystem beeinflussen sich die Akteure gegenseitig. Die Übertragung von technologischen Lösungen über einzelne Anwendungsfelder hinaus werden immer wichtiger und zeigen ein grosses Potenzial. Ein weiteres spannendes Innovationsfeld sind die Lieferketten. Durch Kooperation entlang der Lieferketten können Lösungen entstehen, welche die Wettbewerbsfähigkeit der Beteiligten gemeinschaftlich stärken. Das sind wichtige Ansätze für erfolgreiche Innovationsaktivitäten. Das Ziel des Engagements des Park Innovaare ist es, gezielt Technologie- oder Lieferkettenpartner für die Schweizer Wirtschaft anzusiedeln, um die Innovationslandschaft zu stärken und fit für die Zukunft zu machen. Was es zu verhindern gilt ist, dass sich Firmen ansiedeln, die Schweizer Know-how übernehmen und dann die Wertschöpfung in ihrem Herkunftsland umsetzen. Es gibt zu viele Beispiele von brillianten Schweizer Innovationen, die schliesslich ausserhalb der Schweiz den wirtschaftlichen Erfolg gefeiert haben. Im zunehmend schärferen internationalen Technologiewettbewerb kann sich die Schweizer Volkswirtschaft dies nicht leisten.